Geschichte des Hauses

Im Jahre 2009 war das Ernst-Schlee-Schullandheim doppelt so alt wie das Gymnasium Othmarschen. An die Anfänge kann sich wohl niemand mehr erinnern, daher soll an dieser Stelle ein kleiner Rückblick in die Geschichte des Schullandheims gegeben werden.


Am Anfang stand ein Hotel. Der Föhrer Gasthof (das heutige Haus Föhr), eine ehemalige Sommerpension für Kurgäste, am Ortsanfang von Nieblum auf der Insel Föhr, seinerzeit noch an einer staubigen Schotterstraße gelegen, stand als Opfer der Inflationszeit längere Zeit leer. Im Jahre 1925 erwarben Eltern und Lehrer der damaligen Schlee-Schule die Immobilie, um bis zu 60 Schülern im Sommerhalbjahr einen mehrwöchigen Aufenthalt mit vollem Unterricht in der frischen Nordseeluft zu ermöglichen. Sie gründeten zu diesem Zweck einen gemeinnützigen Trägerverein, den heutigen Ernst-Schlee-Schullandheim am Gymnasium Othmarschen e.V.

Die ersten Schüler, die das Schullandheim bereisten, mussten noch fest mit anfassen, um das Haus als Schullandheim nutzbar zu machen - das Geschirr mit dem Hotelaufdruck wurde noch in den dreißiger Jahren auf den Esstischen gesehen und erst im Jahre 1934 erlangte das Haus offiziell die Bezeichnung „Ernst Schlee Schullandheim - Hamburg-Altona“.

Um die körperliche Ertüchtigung der Schüler zu fördern, wurde 1929 ein 2,3 ha großes Geländes an der Straße nach Wyk erworben, etwa 200 Meter vom Schullandheim entfernt. Es diente den Lehrern und Schülern als Sportplatz, wurde aber in der Zeit zwischen 1939 und 1951 zweckentfremdet und von Flüchtlingen bzw. Heimatvertriebenen als Schrebergartengelände genutzt und mit Gemüse und Kartoffeln bepflanzt.

1939 begannen stürmische Zeiten. Die Insel Föhr wurde zum Sperrgebiet erklärt und das Schullandheim wurde über Jahre zur zwangsweisen Einquartierung von Flüchtlingen bzw. Heimatvertriebenen genutzt, nicht ohne dass dies zu nennenswerten Beschädigungen am Heim führte.

Im September 1945 wurde das Haus offiziell durch die Marine-Intendantur / Außendienststelle Föhr-Amrum (eine militärische Verwaltungsbehörde) geräumt, doch noch im Jahre 1947 wohnten dort Flüchtlinge und Schüler unter einem Dach. Erst 1948 stand das Haus wieder voll für die Nutzung als Schullandheim zur Verfügung, obwohl die Flüchtlinge noch 1949 jedes entbehrliche Zimmer in Nieblum bewohnten.

Die Zeit nach dem Krieg war schwer. Im Schullandheim wurde und wird stets großer Wert auf gute und ausreichende Verpflegung gelegt doch 1947 mussten die anreisenden Schüler sogar ihre Verpflegung für die gesamte Zeit ihres Aufenthalts in Säcken aus Hamburg mitbringen.

Mit der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung verbesserten sich auch die Möglichkeiten für das Schullandheim, so dass 1955, im direkten Zusammenhang mit dem Verkauf des alten Sportplatzes, am Strandweg gegenüber dem Heim eine Koppel von 1,5 ha erworben werden konnte, mit dem Ziel, diese als neuen Sportplatz zu verwenden. Da das Gelände noch verpachtet war, konnte es erst ab Herbst 1957 genutzt werden, doch durch diesen Tausch wurde der Sportplatz in die unmittelbare Nähe des Schullandheims verlegt.

Um die Nutzungsmöglichkeiten des Schullandheims zu verbessern, wurde 1956/57 der Treppenaufgang im Haus Föhr um- und der dadurch gewonnene Raum zu einem Krankenzimmer ausgebaut. Weiterhin erfolgte ein Um- und Ausbau von Küche und Speisekammer, die Erweiterung und Modernisierung des Waschraums durch eine Verbindung mit dem Nebengebäude und der Bau einer Kläranlage gemäß Auflage des Bauamts.

Es zeigte sich bald, dass mit dem vorhandenen Angebot an Raum und Betten der steigenden Nachfrage nicht mehr gerecht zu werden war und so wurde 1960/61 der Erweiterungsbau (des Hauses Föhr) an der Dorfstraße oder besser der Jens-Jacob-Eschels-Straße errichtet, mit feierlichem Richtfest Anfang November 1960, dem Zeitpunkt im Jahr, zu dem sich zwischenzeitlich regelmäßig der Vorstand des Trägervereins im Schullandheim zu einer Vorstandssitzung trifft.

Dank günstiger Umstände konnte der Verein 1967 das Grundstück mit dem Friesenhaus auf der anderen Seite der Dorfstraße (oder besser der Jens-Jacob-Eschels-Straße) erwerben. Damit wurde das Schullandheim um einen wahren Schatz bereichert. Mit seinem reetgedeckten Dach verfügt das Friesenhaus über eine ganz eigene Architektur und Schlafräume mit ganz besonderen Charme.

Mit dem Bau des Hauses Altona im Jahre 1977 auf dem Gelände des Sportplatzes auf der anderen Seite der Straße Bi de Süd wurden nicht nur weitere Schlafräume geschaffen, sondern es entstand auch eine sehr vielseitig nutzbare Mehrzweckhalle, die für sportliche, musikalische und kommunikative Zwecke genutzt werden kann.

Die Ansprüche, die die Gäste des Schullandheims heute an ihre Unterkunft stellen, sind mit den Erwartungen aus der Anfangszeit nicht mehr zu vergleichen. Daher erfolgt in den Häusern kontinuierlich - meist über den Winter - eine Erneuerung und Verbesserung der Haustechnik und der Bäder. Die Raumaufteilung wird den sich verändernden Gruppengrößen angepasst. Die Zimmer für die Begleiter werden verbessert und ausgebaut und auch die Küche folgt der Zeit und den veränderten Ansprüchen und Vorgaben.

In diesem Sinne erfolgten bereits 1978 ein Umbau und eine Erweiterung des Hauses Föhr. Es folgten 1979 ein Um- und Ausbau des Friesenhauses und 1983 eine Erweiterung des Tagungsraums im Anbau des Hauses Föhr. Im Jahre 1984 wurde ein Ententeich angelegt, der zwischenzeitlich allerdings weitgehend wieder weichen musste.

Das Schullandheim lebt vom höchst ambitionierten Einsatz all derer, die das Schullandheim lieben und sich für das Haus verantwortlich fühlen und so ist es höchst erfreulich, dass das seit 1986 jährlich stattfindende Pfingsttreffen für Ehemalige, Eltern, Schüler und Lehrer regelmäßig gut besucht wird.

Der Betrieb des Schullandheims wurde von den Bewohnern des kleinen Ortes Nieblum in der Vergangenheit nicht immer nur positiv bewertet. So war es eine sehr glückliche Fügung, dass 1991 das benachbarte Haus (das heutige Haus Passat) käuflich erworben werden konnte. Dieses Haus wurde 1845 erbaut und 1885 durch einen Neubau ersetzt und nach dem Kriege von den damaligen Eigentümern zum berühmten und weit über die Insel hinaus bekannten Passat-Café ausgebaut. 1992 erfolgt der Um- und Ausbau des Passat-Cafés zum heutigen Haus Passat unter weitgehender Erhaltung der Gasträume, insbesondere der von vielen sehr geliebten Kontiki-Bar.

Eine wachsende Nachfrage nach Tagungsräumen führte 1994 zur Umgestaltung und zum Ausbau des ursprünglich als Schweinestall errichteten und dann als Garage und später als Werkstatt genutzten Flachdachbaus hinter dem Friesenhaus zum Haus Othmarschen, einem Gebäude mit zwei Seminar- bzw. Aufenthaltsräumen.

Nachdem sich das Gymnasium Othmarschen bereits 1989 bereit erklärt hatte, für den Fall der Schließung des Ernst-Schlee Gymnasiums das Schullandheim unter Erhaltung des Namens Ernst-Schlee-Schullandheim als Trägerschule weiterzuführen, übernahm das Gymnasium Othmarschen nach der Auflösung des Ernst-Schlee Gymnasiums im Sommer 1997 im Jahre 1998 mit allen daraus resultierenden Verwaltungstätigkeiten die Trägerschaft des Schullandheims.

Nach der Überdachung und dem Ausbau des Grillplatzes 2004-2005 ist die bislang letzte für die Gäste sichtbare Baumaßnahme die Einrichtung eines zentralen Fahrradstellplatzes auf dem Gelände des früheren Fahrradverleihs Zumpe gegenüber dem Haus Passat. Seit der langfristigen Anpachtung dieses Grundstücks gehört auch ein kleines spitzgiebeliges rotes Backsteingebäude, ein ehemaliger Stall und Schuppen, zum Schullandheim. Daraus erwuchs inzwischen ein Appartement für zwei bis drei Personen mit Schlafbereich im ersten Stock und Wohnzimmer im Erdgeschoss. Das Haus Zumpe, wie es zum Andenken an den vormaligen Besitzer heißt, erweitert den Kreis der Unterbringungs- und Nutzungsmöglichkeiten, ohne den Charakter des Schullandheims zu verfälschen.

Für das nächste größere Projekt auf dem Grundstück des Friesenhauses liegen die Bauzeichnungen bereits vor, sodass gespannt in die Zukunft geblickt werden darf.